Montag, 14. September 2015

Fingerübungen - Der lange Weg zum Buch

Ich will - und werde - einen Roman schreiben. Das ist seit Kindertagen mein Traum. Aber worüber? Das war mir lange Zeit nicht klar. Dann passierte mir das Leben - und das Thema war auf einmal da, ganz von selbst.
Die ersten Seiten sind getippt. Ich habe auch einen Titel, einen Entwurf für das Cover, Kontakt zu einer Literaturagentin und - sollte es je zu einer Verfilmung kommen - auch schon Vorschläge für die Idealbesetzung der Rollen. Verlag und Produktionsfirma werden sich sicher freuen, dass alles schon so weit gediehen ist. :-)

Der Haken: Es fehlen "nur" noch rund 300 Seiten Text. Und irgendwie komme ich damit nicht so recht vorwärts. Dabei habe ich schon alles Mögliche geschrieben. Ist schließlich mein Job: Nachrichten, Reportagen, Glossen, Kommentare für Zeitungen, Zeitschriften oder Onlinemedien - das mache ich mit links. 

Ich habe nicht nur Artikel über Themen von Ahnenforschung bis Zähneknirschen verfasst, auch wissenschaftliche Aufsätze und sogar ein Sachbuch waren schon dabei. Aber so ein Roman? Das ist eine andere Nummer, stellte ich fest, als ich mich vor einer ganzen Weile voller Elan an den Laptop setzte, drauflos schrieb - und irgendwann stockte.

Wie entwickele ich Figuren glaubwürdig, wie erwecke ich sie auf dem Papier zum Leben? Wie soll der Spannungsbogen verlaufen? 

Allein kam ich mit diesen Fragen nicht weiter. Ich hatte das Gefühl, ich bräuchte "Nachhilfe". Also habe ich mich vor einiger Zeit zu einem Kurs angemeldet. Der schöne Titel: "Schreiben in Cafés".

Klingt doch toll, oder? Mal eben gemütlich bei Kaffee und Kuchen einen potenziellen Beststeller schreiben… 

So einfach war und ist es natürlich nicht. Statt in einem Bistro saß ich in einem Volkshochschulzimmer mit dem typischen Linoleum-Boden-Bohnerwachs-Geruch, den ich seit Schulzeiten wohlweislich ganz hinten in meinem Gedächtnis vergraben hatte.

Hier ging es abends nach acht Stunden Schreib-Schuften noch mal drei Stunden richtig zur Sache. Ein wenig Theorie - und viele Fingerübungen. 

Für die meisten hatten wir nur Minuten. Zeit zum Nachdenken blieb kaum. Da hieß es: Einfachen machen, einfach drauflos schreiben. Was da auf diese Weise aus unseren Federn geflossen kam, war überraschend, mal tiefgründig oder wunderbar witzig.

Eine Kostprobe?

Angelehnt an den Film "DER TALENTIERTE MR. RIPLEY" sollten wir in einem Dialog - also ausschließlich über wörtliche Rede - folgende Szene beschreiben: 

Mr. Ripley hat gerade eine Mord begangen. In einer Gasse begegnet er der Frau des Opfers. Er muss sie davon abhalten, ins Hotel zu gehen, bevor er Gelegenheit hatte, die Leiche beiseite zu schaffen. Er versucht sie daher mit allen Mitteln abzulenken.

Es muss deutlich werden, wo die Szene spielt - und der Subtext soll transportieren, dass etwas nicht stimmt. 

Probiert es doch selbst aus: An die Stifte, fertig, los! 
Ihr habt 30 Minuten! Viel Spaß!

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